Ein stilisierter rosa Hamburger auf rosa Hintergrund.

Das Burger Menü: Brauchen wir die drei horizontalen Linien auch auf Desktop-Geräten?

6 Gründe, warum das Burger Menü auf Websites eine Notlösung ist – und auf dem Desktop nichts zu suchen hat

Das Burger Menü (oder „Burger Icon“) als Schaltfläche auf Websites und in Anwendungen öffnet in der Regel ein Seitenmenü  für die Navigation. Oft wie eine Art „Schublade“ . Es wurde vom Interaktionsdesigner Norm Cox für die Xerox Star Personal Workstation im Jahr 1981 entwickelt. Ziel des Burgers war es, Usern einfach zu vermitteln, dass die Schaltfläche eine Liste von Elementen enthält. Seit UX-Designer und Informationsarchitekten einen Weg finden mussten, eine Vielzahl von Schaltflächen auf kleinen Smartphone-Displays unterzubringen, taucht das Menü überall auf. Seitdem ist das Burger Menü das beliebteste Symbol für Apps und responsive Unternehmenswebsites, um Navigationsschaltflächen in der mobilen Ansicht einzubauen. Und wir als Full-Service-Digitalagentur und spezialisierte Website-Agentur hören immer wieder von Unternehmen, die gerne ein Burger Menü in ihrer Desktop-Website haben wollen. Wir raten davon mit Nachdruck ab. Hier steht, warum.

1. Die Menüpunkte eines Burger Menüs sind unsichtbar

Erst mal das Offensichtliche: Navigationsmenüs sind das Tor zu Ihrer Website. Sie zeigen den Besuchern, was sie erwartet, wie sie interagieren können und worum es auf der Website geht. Ein Burger Menü tut das nicht. Der User bekommt beim Blick auf seine Einstiegsseite kein Gefühl, was die Seite ihm bietet, worum es geht, welche Themen die Seite priorisiert. Bei unserem Kunden ORO di Parma ist digital sofort mit Blick auf die Desktop-Navigation klar: Hier geht es (unter anderem, aber vor allem) um die italienische Küche. Das Burger Menü verschweigt das.

Eine gute Hauptnavigation ist aufgeräumt, macht aber auch neugierig auf die Inhalte. Durch ein Burger Menü wird der User nicht animiert, mehr Inhalte der Webseite zu entdecken.

2. Der Weg zu den Inhalten ist mit dem Burger Menü länger

Wir wollen dem User und der Suchmaschine helfen, mit so wenig Klicks wie möglich ans Ziel zu kommen. Das Burger Menü ist aber versteckt, der User muss es erst öffnen. Es verlangt vom User also einen Klick mehr. Klingt nach Erbsenzählerei? Ist es nicht – nicht umsonst gilt, dass alle Inhalte einer Unternehmenswebsite nicht mehr als 3 Klicks entfernt sein sollten. Bei einer auch nur mittelmäßig tiefen Informationsarchitektur können Sie es sich nicht leisten, einen Klick für ein Burger Menü zu verschenken.

3. Sichtbare Navigationspunkte bieten mehr Orientierung für den User als ein Burger Menü

Durch eine entsprechende Markierung in der Hauptnavigation sieht der Nutzer sofort, wo er sich auf der Website befindet. Das ist ein kleines Detail in der Nutzerführung. Allerdings ist gerade eine exzellente UX genau das: eine Aneinanderreihung aus vielen Details, die alle stimmen. In dieser Problematik versteckt sich eine weitere: Der User müsste sich die Menüpunkte eines Burger Menüs merken, wenn er weiter durch die Seite navigiert. Dieser Punkt zahlt auf die größte Schwäche des Burger Menüs ein: Es ist nicht dauerhaft sichtbar. Nachdem der User das Menü schließt, ist es weg. Möchte der User sich länger auf Website aufhalten, muss er sich merken, ob es noch weitere interessante Menüpunkte gab und welche das waren. Das geht zulasten des Arbeitsgedächtnisses und erfordert höhere Konzentration. Für gutes UX- und Webdesign eine Katastrophe.

Deswegen sind viele Seiten, die Burger Menüs nutzen, Onepager. Mit der Burger-Navigation springt der User durch die Seite.Hier spielt die Navigation eine untergeordnete Rolle, da der User durch Scrollen alle Inhalte erreicht.

4. Auf Smartphones ist die Interaktion mit Burger-Icons vertraut, auf dem Desktop nicht

Aus dem einfachen Grund, dass das Burger Menü auf dem Desktop nicht genutzt wird – zu Recht. Ein Burger Menü auf dem Desktop zu öffnen ist kein gelerntes Verhalten. Eine wichtige Orientierung für das Webdesign und UX ist aber, was User bei der Reise durch das Web gewohnt sind. Alles Ungewohnte stellt den User vor Hürden. Gerade wenn Sie klare Business-Ziele mit Ihrer Website verfolgen, sollten die Hürden minimiert sein. Stellen Sie sich vor, der User kommt von Google auf das digitale Magazin Ihrer Website. Der Weg zu Ihren Produkten über eine Navigation wäre nun einfach und sofort sichtbar. Mit einem Burger Menü hingegen ist er es nicht. Und es kommt noch schlimmer:

Das Burger Menü kommt in verschiedenen Formen vor – von der Anzahl der Linien über die Farbe bis hin zu Größe und Form oder Platzierung. Es ist daher nie so intuitiv wie eine normale Navigation.

5. Das Burger-Menu-Icon fällt auf dem Smartphone schneller auf – auf dem Desktop ist das Gegenteil der Fall

Das hat mit der Relation der Bildschirme und Icons zu tun. Das Icon für ein Burger Menü ist auf dem Smartphone meist ganz gut sichtbar. Auf dem Desktop ist das Burger Menü aber nicht im gleichen Verhältnis wie der Bildschirm größer – wirkt also viel kleiner. Es geht daher oft auf der Desktop-Ansicht der Website unter und wird übersehen.

6. User nutzen Burger Menüs schlichtweg seltener

Es gibt Studien, bei denen die gleichen Websites mit Burger Menü und mit klassischem Textmenü (horizontal, am oberen Rand) getestet wurden. Diese Studien haben bewiesen, dass sich Nutzer mit dem klassischen Menü schneller und gezielter auf der Seite zurechtfinden. Das Phänomen wurde mehrfach bestätigt. Die Nielsen Norman Group fand heraus, dass bei UX-Experimenten die User die Inhalte durch ein Burger Menü nur halb so einfach finden, da „die Aufgabenzeit länger ist und die wahrgenommene Schwierigkeit der Aufgabe steigt“.

Das Burger Menü ist auch auf Mobilgeräten nur ein Kompromiss – weil es auf schlanken Bildschirmen nicht anders geht.

Wie kann ich messen, ob mein Burger Menü funktioniert?

Es gibt KPIs, mit denen Sie ganz gut erahnen können, ob das Burger Menü gut auf Ihrer Website eingesetzt ist. Zum Beispiel kann die Anzahl der besuchten Seiten pro Sitzung ein Indikator dafür sein, dass User sich gut durch die Seite „durchklicken“ können. In Analyse-Tools wie Matomo sehen Sie, über welche URLs der User zum Beispiel von der Startseite aus weitergegangen ist. Hat er das Burger Menü genutzt oder interne Textlinks? In Analyse-Tools wie Hotjar können Sie auch konkret schauen, wie oft bestimmte Flächen auf Ihrer Domain angeklickt wurden – also auch, ob das Burger Menü genutzt oder überhaupt gefunden wurde.

Fazit: Ein Burger Menü auf dem Desktop ist selten sinnvoll

Es spricht vieles gegen ein Burger Menü auf dem Desktop – und nur wenig dafür. Ist der Platz für eine normale Navigation vorhanden, sollten Sie ihn unbedingt dafür nutzen. Ein Argument für Burger Menüs auf dem Desktop kann sein, dass das Frontend so deutlich reduziert, geradezu radikal minimalistisch wirkt. Das kann man mögen, macht es aber dem User schwerer. Und für den ist die Website doch eigentlich, oder?

Web-Entwicklung

Web-Technologie ist dann gut, wenn man sie nicht wahrnimmt, weil sie einfach funktioniert. Wir entwickeln auf Basis des Content-Management-Systems TYPO3 und realisieren individuelle Entwicklung mit ZEND und Symfony.