KI sollte lieber meinen Abwasch machen, nicht meine Texte schreiben

Was KI im Content Marketing wirklich zu melden haben sollte und was nicht

Die Perspektive der Gen Z im Content Marketing. Eine Kolumne von Laura Moltzahn.

Jetzt mal ehrlich, die Menschen erfinden so viele tolle Dinge, die uns den Alltag erleichtern: von der Spülmaschine über den Staubsaugroboter bis hin zum Smartphone … Gut, Letzteres ist wohl Fluch und Segen zugleich. Ähnlich betrachte ich den Hype um KI-Tools wie ChatGPT oder – frisch rebranded – Google Gemini, die wohl das gleiche Ziel verfolgen und uns Menschen irgendwie das Leben erleichtern wollen. Aber wurden wir vorher überhaupt gefragt, wobei wir Erleichterung brauchen? Wahrscheinlich hätte mein 16-jähriges Ich angesichts der unlösbaren Matheaufgaben in meiner Schulzeit auch „Hurra!“ bei der Erfindung dieser Tools geschrien. Mein 24-jähriges Ich (also ich heute, jetzt gerade) schreit auch, aber eher aus anderen Gründen.

Der neue, heiß geliebte Mitarbeiter jedes 08/15-Unternehmens

KI ist ein Riesenthema, das ich eigentlich gar nicht aufreißen möchte. Denn heutzutage gibt es so viele verschiedene Programme, dass ich sie niemals alle aufzählen und gegeneinander abwägen könnte. Doch ich reiße das Thema trotzdem auf – zwar nur ein kleines bisschen, doch genau dort, wo es mich selbst betrifft. Viele Unternehmen im Content Marketing greifen nämlich zu KIs, um Geld und Zeit zu sparen. Zum Beispiel, wenn es um automatisierte Prozesse oder andere repetitive Aufgaben geht. KIs können zudem die Recherche von Keywords unterstützen oder durch Analysen dabei helfen, Zielgruppen besser zu verstehen. Unternehmen können mithilfe von KIs Personas  schärfen, Strategien anpassen und ihren Content zielgerichteter ausspielen. Klingt erst einmal ziemlich gut, oder? Doch die schier endlosen Möglichkeiten von KI-Tools sind offensichtlich zu verlockend.

Unternehmen bemächtigen sich zunehmend der „Kreativität“ von KI-Tools: eine Bildgenerierung hier, ein kurzer Sprechertext da und darf es noch ein Produkttext sein? Irgendwann vermischen sich originelle Ideen mit seelenlosen Computervorschlägen, bis niemand mehr weiß, was was ist.

Produktbeschreibungen, Website-Texte, Social-Media-Posts, Newsletter oder sogar ganze Blogartikel stammen bei vielen Unternehmen mittlerweile aus der virtuellen Feder von ChatGPT. Und wenn ich mich so in den Google-Ergebnissen zu dem Thema umschaue, stoße ich fast ausschließlich auf positives Feedback. Was hier zelebriert wird, kann ich nur zum Teil nachvollziehen. Wenn es um die Erstellung qualitativer Texte geht, die neben exklusivem Expertenwissen auch eine gewisse Persönlichkeit transportieren sollen, kann eine KI doch keine ernst zu nehmende Einsatzmöglichkeit sein, oder? … Oder?

KI = Weltherrschaft?

Don’t get me wrong, die KI unterstützt natürlich auch hier bei artundweise meinen Kreativprozess als Redakteurin. Doch die Betonung liegt auf unterstützt. Etwa bei einer schwierigen Formulierung, einem Strukturvorschlag oder einer möglichen Übersetzung. Doch am Ende des Tages bleibt mein Text mein Text. Meine Ideen gehören mir und meine Meinung auch (sonst würde die KI hier wahrscheinlich nicht gegen sich selbst wettern). Trotzdem sage ich ganz lieb Bitte und Danke, wann immer ich ChatGPT um einen Gefallen bitte. Damit das Tool keinen Groll gegen mich hegt, sollten die Roboter eines Tages die Weltherrschaft übernehmen – versteht sich. Okay, angesichts moderner Entwicklungen ist das gar nicht so abwegig.

KIs übernehmen mehr und mehr eine sehr entscheidende Arbeit des Menschen: sein Denken.

Wer etwa zu faul ist, sich eine originelle Instagram-Caption einfallen zu lassen oder schnell den täglichen LinkedIn-Post hinter sich bringen will, überlässt ChatGPT ganz einfach den Großteil der Denkarbeit – und hat in wenigen Sekunden ein Ergebnis. Ein meist recht unpersönliches und fehlerhaftes Ergebnis, aber auch das ist von KI zu KI unterschiedlich und natürlich auch stark von den bereitgestellten Daten abhängig. So oder so halte ich es für wichtig, sich nicht blind auf ein KI-Tool zu verlassen, sondern auch mal selbst die grauen Gehirnzellen anzustrengen. Wenn schon ein generierter Text, dann wenigstens einer mit eigenen Überarbeitungen und Ergänzungen bitte.

Trauer, Wut, Freude, Scham – I wanna feel it all!

KI-Tools können und dürfen unterstützen, aber sie sollten meiner Meinung nach nie den gesamten Job erledigen. Ich kann hier niemandem etwas vorschreiben, aber ich habe schon mehrmals erklärt, warum gerade Authentizität ein entscheidender Schritt zum Erfolg im Content Marketing ist. Für mich ist Content Marketing aber noch viel mehr als Authentizität – nämlich eine Form von Kunst. Damit meine ich vor allem die Geschichten, die wir mit unserem Content erzählen.

Und das Wunderbare an der Kunst ist doch, dass sie oft aus Emotionen heraus entsteht. Worte, Bilder, Geschichten – was weiß eine KI schon über tiefe menschliche Emotionen?

Das, was guten Content meiner Meinung nach ausmacht, das sind wir selbst. Unsere Gefühle, unsere Menschlichkeit, unsere Identität. Aber eben auch das Können, diese Werte zu vermitteln und Emotionen in anderen hervorzurufen. Wer überzeugen möchte, muss seine Zielgruppe zunächst emotional erreichen, dann rational. Und ihr einen neuen Mehrwert in dieser übersättigten Welt bieten. Ich für meinen Teil möchte diese Verantwortung auf keinen Fall an eine KI abgeben. Erst recht nicht, wenn moderne Studien belegen, dass die Algorithmen vieler Chatbots und KI-Tools sexistische und rassistische Stereotype reproduzieren.

Wenn ihr mich fragen würdet …

… sind KI-Tools als selbst ernannte Künstler vollkommen ungeeignet und vielmehr ein zweischneidiges Schwert im Content Marketing. Es ist entscheidend, wie sie angewendet werden – und wo ihre Grenzen liegen. KIs brauchen präzise Anweisungen und ein gewisses Coaching, damit sie brauchbare Ergebnisse liefern. Sie dürfen bei der Content Creation gerne behilflich sein, sollten aber auf keinen Fall den ganzen Job erledigen. Das können wir immer noch am besten.

Lernen Sie uns kennen!