Das Baby auf dem Arm oder zwei Kaffee in der Hand. Die Sonne auf dem Display. Der laute Bahnhof. Keine Arme. Sehschwäche. Hörschäden. Gut, wenn Websites auch mit alternativer Eingabe, mit gutem Kontrast oder mit Untertiteln in Videos daherkommen. Worauf ich hinauswill?
Ab 2025 ist digitale Barrierefreiheit für viele Unternehmenswebsites gesetzlich vorgeschrieben. Doch anstatt diese Anforderung als bloße Pflicht zu betrachten, sollten mittelständische Unternehmen sie als strategische Chance erkennen.
Mehr als nur Compliance: Warum Barrierefreiheit jetzt wichtig ist
Die bevorstehende gesetzliche Regelung mag den Anstoß geben, sich mit digitaler Barrierefreiheit zu befassen. Doch der wahre Wert liegt weit über der Einhaltung von Vorschriften. Eine barrierefreie Website öffnet Ihre Marke für ein breiteres Publikum und verbessert die Benutzererfahrung für alle Besucher:innen — nicht nur für Menschen mit Behinderungen.
Alternde Gesellschaft: Ein wachsender Bedarf an Barrierefreiheit
Die demografische Entwicklung zeigt deutlich, dass die Gesellschaft altert. Immer mehr Menschen im höheren Lebensalter sind online und nutzen das Internet selbstverständlich für Kommunikation, Information und Einkauf. Mit zunehmendem Alter treten jedoch häufig Einschränkungen auf: Sehen, Hören oder Feinmotorik – es wird nicht besser im Alter. Unternehmenswebsites müssen diese immer häufigeren Bedürfnisse also berücksichtigen. Eine große Chance.
Erweiterung der Zielgruppe und Marktpotenziale
In Deutschland leben rund 10 Millionen Menschen mit Behinderungen. Durch die Anpassung Ihrer Website machen Sie Ihre Inhalte und Angebote für diese bedeutende Zielgruppe zugänglich. Doch es geht nicht nur um Menschen mit dauerhaften Einschränkungen. Temporäre Beeinträchtigungen wie zum Beispiel ein gebrochener Arm oder altersbedingte Sehschwächen erschweren die Nutzung herkömmlicher Websites ebenso.
Ein Blick auf die Zahlen:
- Steigende Internetnutzung unter Senioren: Laut Statistischem Bundesamt nutzen über 80 % der 60- bis 69-Jährigen das Internet regelmäßig. Selbst in der Altersgruppe 70+ liegt die Nutzungsrate bei über 50 % — Tendenz steigend.
- Zunahme altersbedingter Einschränkungen: Altersbedingte Sehschwächen, Hörverlust oder motorische Einschränkungen sind weit verbreitet und beeinflussen die Fähigkeit, digitale Inhalte zu konsumieren.
Barrierefreiheit berücksichtigt all diese Aspekte und erhöht somit ganz wortwörtlich die Reichweite Ihrer Marke.
Verbesserung der User-Experience für alle
Barrierefreie Websites sind in der Regel benutzerfreundlicher gestaltet. Klare Strukturen, gut lesbare Schriftarten und intuitive Navigationselemente sind gut für alle Nutzer:innen. Dies führt zu längeren Verweildauern, niedrigeren Absprungraten und letztlich zu einer höheren Kundenzufriedenheit. Google musste in den Antitrust-Trails 2024 zugeben: All das nutzen sie für ihre Algorithmen – also auch für Rankings.
Beispiel 1: E-Commerce-Unternehmen steigert seinen Umsatz
Ein mittelständisches E-Commerce-Unternehmen überarbeitet seine Website nach den Prinzipien der Barrierefreiheit. Durch verbesserte Navigation kommen jetzt alle User:innen schneller ans Ziel. Optimierte, eindeutige Formularfelder steigern die Conversion-Rate, weil das Ausfüllen schneller geht. Die Anzahl der abgebrochenen Bestellvorgänge sinkt spürbar, weil der Check-out logischer und klarer zum Abschluss führt.
Beispiel 2: Finanzdienstleister erhöht seine Kundenbindung
Ein regionaler Finanzdienstleister implementiert barrierefreie Funktionen auf seiner Onlineplattform. Kund:innen lobten die einfache Bedienung, insbesondere auf mobilen Geräten. Die durchschnittliche Verweildauer auf der Website erhöht sich. Das korreliert mit hoher Sichtbarkeit in Suchmaschinen. Mehr User:innen kommen auf die Website. Der Dienstleister gewinnt Kund:innen.
Beispiel 3: Bildungsanbieter:in erweitert Teilnehmerkreis
Ein:e Bildungsanbieter:in integrierte barrierefreie Elemente wie Untertitel für Videos und Screenreader-Kompatibilität. Dies ermöglichte nicht nur Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen den Zugang zu den Kursen, sondern verbesserte auch das Lernerlebnis für Nutzer:innen mit unterschiedlichen Lernvorlieben. Die Anmeldezahlen steigen, das Feedback der Teilnehmenden ist positiver.
Fazit: Jetzt handeln und Wettbewerbsvorteile sichern
Die gesetzliche Pflicht zur digitalen Barrierefreiheit ab 2025 sollte als Weckruf dienen. Unternehmen, die frühzeitig handeln, profitieren von einem erweiterten Kundenstamm, einer verbesserten User-Experience und gesteigertem Engagement. Barrierefreiheit ist nicht nur ein Akt der Inklusion, sondern auch ein strategischer Vorteil im wettbewerbsintensiven Markt.
Setzen Sie auf digitale Barrierefreiheit — nicht weil Sie müssen, sondern weil es Ihr Unternehmen voranbringt.