Das nehmen wir aus Mainz mit in die Agenturpraxis

Hey, ChatGPT, was ist eigentlich die OMT-Konferenz in Deutschland? 

Die OMT-Konferenz ist eine jährliche Veranstaltung in Deutschland, die sich auf Onlinemarketing, Content-Marketing und SEO fokussiert. Experten teilen dort praxisnahe Einblicke und Trends und vermitteln sich gegenseitig aktuelle Strategien und Tools für digitales Marketing.

1. KI und Barrierefreiheit dominieren als Themen (Keynote von Mario Jung)

Direkt in der Keynote am Anfang wurde klar: Künstliche Intelligenz ist zwar nicht mehr der Hype. Die Nutzung von KI-Tools in allen Disziplinen des Onlinemarketings bleibt aber ein Trend-Thema. Ob Content CreationSEO oder Social Media – die KI findet überall Anwendung. Doch laut der Keynote liegt der größte Mehrwert von KI aktuell 

  • im Coding
  • der Datenbereinigung und
  • der Segmentierung.

Hier entfaltet sie ihr Potenzial am stärksten. KI unterstützt Marketer also vor allem dabei, Prozesse zu automatisieren und effizienter zu arbeiten. Mario Jung nimmt Kundendaten und Leads als Beispiel: ordnen, bewerten, Effizienz steigern. Das, so die Keynote, ermöglicht eine gezieltere Ansprache, die letztendlich die Conversion-Rate steigert.

Key Learning: LLMs sind tolle Datenverarbeiter – unbedingt über Text-Generation hinausdenken!

Ein großes Thema in der Keynote waren auch wieder barrierefreie Websites. Jede:r vierte User:in würde profitieren. Da war allerdings nichts Neues für uns zu holen. In unserem Magazin haben wir das Wichtigste zu digitaler Barrierefreiheit bereits geschrieben.

2. Neuromarketing und UX: Viele Marketeers unterschätzen Psychologie als Sales-Booster (David Odenthal)

70 % der Kaufentscheidungen werden emotional getroffen! David Odenthal beleuchtete in seinem Vortrag die Rolle von Neuromarketing und User Experiences im digitalen Verkaufsprozess.

Key Learning: Tools und Technologien kommen und gehen, aber die Psychologie bleibt. Sie ist der Schlüssel zu langfristigem Erfolg.


Besonders in der Conversion-Rate-Optimierung werden Heatmaps und Mouse-Tracking unterschätzt. Tools wie Hotjar und Crazy Egg spielen eine entscheidende Rolle, um über den Durchschnitt von 3 % Conversion-Rate hinauszukommen. Odenthal stellte klar, dass das bloße Erhöhen von Reichweite und Traffic für mehr Conversions nur Symptombekämpfung ist. Solange die Conversion-Rate selbst nicht optimiert wird, bleibt das Problem bestehen. Dafür schneidet er an:

  • Das Gutenberg-Diagramm, das die Leserichtung von Inhalten analysiert und für eine optimale Platzierung von Elementen genutzt werden kann.
  • Priming und Bias wurden ebenfalls als psychologische Mechanismen bezeichnet, die unbewusst das Nutzerverhalten beeinflussen. Durch gezielte visuelle oder sprachliche Hinweise lenken gute UX-Profis die Nutzer:innen so, dass ihre Entscheidung beeinflusst wird – etwa zum Kauf.
  • Gaze Cueing – also die visuelle Steuerung der Blickrichtung durch Bilder. Geschickt gesetztes Bildmaterial lenkt die Aufmerksamkeit der Nutzer:innen auf wichtige Elemente und beeinflusst ihre Interaktionen positiv.
  • Kognitive Dissonanz: Im Marketing tritt kognitive Dissonanz auf, wenn Kund:innen nach einem Kauf Zweifel an ihrer Entscheidung haben, weil ihre Erwartungen und das tatsächliche Erlebnis nicht übereinstimmen. Unternehmen nutzen gezielt positive Botschaften, Testimonials oder Garantien, um diese Unsicherheit zu reduzieren. So wird das Vertrauen gestärkt und der Kunde bzw. die Kundin fühlt sich in der eigenen Entscheidung bestätigt.

3. Personas müssen radikal data-driven sein (Sandra Franzke)

Im nächsten Vortrag war die These: Personas verlieren im modernen Marketing an Bedeutung. Der Grund: Wir verfügen heute über weit mehr Userdaten, die detaillierte Einblicke in das Verhalten der Nutzer:innen geben. Das, so die These, würde wegführen von Personas und hin zu Zielgruppen-Segmenten. Dabei gab die Speakerin immer wieder gute Tipps zu starkem, bedürfnisorientiertem Copywriting, das auf die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe abzielt – ein Kernprinzip im Content Marketing. Ein stichhaltiges Argument gegen Personas habe ich nicht gehört. Personas sind ein starkes Werkzeug für die Content Creation – aber eben nur, wenn sie gut und datenbasiert erstellt werden. Es reicht nicht, sie nur auf Basis demografischer Daten zu beschreiben.

Key Learning: Content Creation und Analyse müssen eng zusammenarbeiten.


Erfolgreiche Personas müssen die Pains und Gains der Zielgruppe klar erfassen. Sie helfen dabei, Nutzer:innen nicht nur als Zahlen, sondern als Menschen zu verstehen, die echte Bedürfnisse haben. Das macht sie aus meiner Sicht weiterhin unverzichtbar für jede erfolgreiche Content-Marketing-Strategie.

ein gelbes Buchcover mit schwarzer Schrift

4. Social SEO – Social Media wird immer mehr auch ein Feld für nachfrageorientierte Optimierung

Als Video-First-Plattform basiert TikToks Algorithmus stark auf Nutzersignalen – wie wir seit dem Leak spätestens wissen -, ebenso wie Google. Ein spannendes Detail am Rande: 27 % der TikTok-Nutzer:innen sind Millennials, also 30 Jahre alt oder älter. Aber auch Facebook bleibt relevant, obwohl es inzwischen eher als bezahlter Sende(r)kanal fungiert. Mit doppelt so vielen User:innen wie TikTok behauptet sich Facebook weiterhin, dessen organische Reichweite ist allerdings begrenzt.

Leider war der Vortrag an sich sparsam, was tatsächliche Optimierungen für die nachfrageorientierte, organische Sichtbarkeit angeht. Social Media beeinflusst traditionelle Rankings durch Brand Building, so weit, so klar. Ein zentraler Punkt des Vortrags war deswegen die Rolle von Social Media für das traditionelle SEO-Ranking. Die Rednerin betonte, dass Social Media indirekt das klassische Ranking in Suchmaschinen wie Google beeinflussen kann. 

Key Learning: Keywords auf Social-Media-Profilen zu nutzen? Sinnvoll, da Suchmaschinen die Inhalte ebenfalls erfassen. Die Suchintention der Nutzer:innen bleibt dabei ein entscheidender Faktor.

Exkurs: Social Signals als (sehr indirekter) Rankingfaktor durch CTR und Markenbekanntheit

Die Rednerin behauptete, dass Traffic, Likes und Kommentare auf Social-Media-Profilen auch das traditionelle Suchmaschinenranking positiv beeinflussen können. Auch wenn diese These noch nicht eindeutig belegt ist, zeigt sie die wachsende Bedeutung von Social-Media-Entitäten im SEO-Bereich. Teilweise ist die Behauptung vielleicht nachvollziehbar: Ein LinkedIn-Profil wird in der Suche vielleicht häufiger angeklickt, wenn es mehr Follower hat – die Click Through Rate ist also besser und damit vielleicht auch das Ranking. Dasselbe gilt für Marken, die durch Social Media bekannt geworden sind: Sie werden öfter geklickt und ranken grundsätzlich besser.

Ein kritischer Punkt zu TikTok kam aus dem Publikum: Es gibt massive Streuverluste bei organischen Inhalten. Das Creative ist das ausschlaggebende Element im Targeting, aber wer am Ende die Videos sieht und ob es tatsächlich die passenden Persona-Segmente sind, bleibt meist offen. Selbst mit gutem Creative bleibt die Qualität der erreichten Nutzer:innen auf TikTok organisch oft schwankend. Das wurde bei genauerem Nachfragen im Vortrag leider nicht weiter vertieft.

5. SEO goes Omni-Channel: Die Zukunft in AI-Suchmaschinen ist segmentiert (Julia Weißbach)

Ein weiterer Vortrag beleuchtete die These, dass „traditionelles“ SEO langsam stirbt. Stattdessen sprach Julia Weißbach von „Omnichannel SEO“. Der Traffic auf Websites wird zwar bis 2040 wahrscheinlich ca. 20–50 % weniger – AI-Antworten und Zero-Click-Searches sei Dank. Aber dafür immer spezifischer und aus mehr verschiedenen Quellen. 

Key Learning: Die wichtigste Herausforderung für SEOs liegt darin, noch näher an den User Intent heranzukommen und sich im Zweifel gegen Google und (zusätzlich) für Reddit, Spotify, YouTube oder andere Suchsysteme zu entscheiden.


Besonders im Hinblick auf AI Overviews, Social Media und Multi-Search müssen SEOs ihre Content-Strategien anpassen. Auch das Merchant Center Next wurde als oft unterschätztes Tool zur Shopping-Optimierung genannt. Es bietet wichtige Möglichkeiten für die Optimierung von E-Commerce-Aktivitäten und sollte in jeder umfassenden SEO-Strategie berücksichtigt werden.

Weiteres Key Learning: Transaktionale Suchen finden auf Social Media häufiger in einem lokalen Kontext statt – etwa bei der Suche nach Gastronomie oder Cafés in der Nähe auf TikTok oder Instagram. Hierbei wird deutlich: SEOs müssen eine Flughöhe nach oben korrigieren und über die klassischen Suchergebnisseiten hinaus auch andere Kanäle im Blick haben.

EEAT, immer wieder EEAT

EEAT (Expertise, Experience, Authoritativeness, Trustworthiness) wird inzwischen in extrem vielen Vorträgen explizit oder implizit genannt. Der Grund: Es wird auch in AI-basierten Suchmaschinen wie Perplexity helfen, Sichtbarkeit aufzubauen. Das bedeutet immer wieder: SEO muss sich zunehmend in Richtung Markenaufbau erweitern – durch PR, Events und Paid Ads. So lässt sich nicht nur die Sichtbarkeit steigern, sondern auch das Vertrauen in die Marke langfristig festigen.

6. Information ohne Emotion hat keinen Wert (Wolfgang Jung)

Produkte, die mit Storytelling verbunden sind, bleiben bis zu 22-mal länger im Kopf der User:innen. Auch das beeinflusst die Kaufentscheidung maßgeblich. Wolfgang Jung hielt einen mitreißenden Vortrag über die Bedeutung von Storytelling im Marketing. Sein Leitsatz: „Information ohne Emotionen hat keinen Wert.“ Die Significant-Object-Studie brachte er als Beweis dafür, dass Geschichten, die um Produkte gesponnen werden, die Produkte an sich wertvoller machen.

Key-Learning: Emotionalisieren ist Pflicht. Je normaler KI wird, desto mehr.

Ein weiteres Zitat: „KI hat niemals Gänsehaut.“ Diese Betonung auf den menschlichen Faktor im Marketing unterstrich, dass künstliche Intelligenz zwar viele Prozesse übernehmen kann, aber die emotionale Tiefe eines echten, erzählerischen Moments fehlt. Wolfgang Jung führte dies anhand eindrucksvoller emotionaler Beispiele aus, die seine Botschaft verstärkten: Storytelling ist der Schlüssel, um aus bloßer Information wirkungsvolle, erinnerungswürdige Erlebnisse zu machen. Dazu gab’s dann aber doch ein paar KI-Prompts, die beim Storytelling helfen sollen.

Warum musste man auf der OMT 2024 gewesen sein?

Die OMT hat eines ganz deutlich gezeigt: Wir müssen die klassischen Google-SEO-Scheuklappen ablegen und breiter und größer denken. Woher kommt wirklich der wichtigste, beste Traffic? Auf welchen Plattformen beginnt die Customer Journey (Social Media) und wo geht sie weiter (Google)? Was kann die Power guter Video-Inhalte für die Suchnachfrage tun, können wir sogar Suchen gezielt durch TikTok auslösen? Die Search-Strategien werden komplexer, aber auch spannender. 

Lernen Sie uns kennen!