Trends auf Social Media: Freund und Feind zugleich?

Wie Sie Social-Media-Trends für Ihre Marketingstrategie nutzen

Social-Media-Trends sind Fluch und Segen zugleich. Sie funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Copy and Paste. Irgendein Mensch (oder gar eine KI) in den Untiefen der Social Medias hat sich ein witziges Video ausgedacht, was entweder mit einer bestimmten Handlung oder einem Song zusammenhängt. Früher (vor gar nicht allzu langer Zeit) zählten zu Trends auch verschiedene Tänze oder Filter. Eine Sache haben alle Trends gemeinsam: Sie sind relatable! Besonders aktuelle Trends. Sie thematisieren Politik (wenn auch oft über Ecken), Guilty Pleasures oder unfassbar spezifische Beobachtungen aus dem Alltag. Aber was haben genau diese Momente mit gutem Marketing zu tun?  

Alles über Social-Media-Trends für Marketingabteilungen:

  • Trends schaffen Nähe und Verbundenheit
  • Trends sind ein Sprint, Evergreen Content der Marathon
  • Das 7-Schritte-Survival-Kit für Trends auf Social Media

Trends schaffen Nähe und Verbundenheit

Trends suggerieren immer eine gewisse Aktualität, das „Am Puls der Zeit“-Sein. Sie können innerhalb weniger Stunden eine Person oder eine Marke viral gehen lassen – weil Nutzer:innen genau das sehen, was sie interessiert. Die Community Ihrer Marke fühlt sich stärker mit einbezogen und gesehen: Kommunikation findet auf Augenhöhe statt.
Content wird erst dann zum Trend, wenn viele Menschen mit ihm relaten können oder er ihnen gefällt. Menschen suchen in den sozialen Medien also eine Art Zugehörigkeit. Und was weckt mehr Sympathie und Vertrauen in eine Marke als Dinge, die einen verbinden?

Trends: quasi die Kirsche auf der Torte. 

Tradwives – zwischen 1950, doing everything frome scrach und Diskriminierung 

„Tradwives“ (kurz für „traditional wives“) sind Frauen, die sich freiwillig einem traditionell-konservativen Lebensstil verschreiben. Sie nehmen klassische Rollenbilder als Hausfrauen und Mütter ein. Der Trend hat seinen Ursprung in den USA und wird häufig in sozialen Medien als nostalgisches Ideal der 1950er-Jahre dargestellt – es wird vermutet, dass die Werte des ehemaligen US Präsidenten Donald Trump so nachhaltig weiter propagiert werden.
Der Trend ist durchaus problematisch: Er romantisiert traditionelle Geschlechterrollen und fördert das Bild, dass Frauen sich primär auf Hausarbeit und Kindererziehung beschränken sollten. Kritiker:innen befürchten, dass dies Geschlechterungleichheiten zementiert und eine Rückkehr zu veralteten gesellschaftlichen Strukturen fördert.

Trends sind ein Sprint, Evergreen Content der Marathon

Erfolgreiches Social-Media-Marketing bindet Trends als Topping mit ein. Evergreen Content bildet die Basis. Für authentisches Marketing ist es daher wichtig, dass die Trends immer zu Ihrer Markenidentität passen.
Jens Hurling, Teamleiter der Redaktion und strategische Beratung, hat es einmal so definiert: „Es bringt nichts, bei ,Icks in der Gastronomiebranche‘ als Unternehmen teilzunehmen, das mit Bühnentechnik zu tun hat. Natürlich sind Trends auf Social Media super, um organische Reichweite zu generieren. Der Trend muss aber sowohl zum Unternehmen als auch zu Ihrer Markenidentität und der laufenden Kampagne passen.“

Restocking, Underconsumption (oder doch normal consumtion?) und ASMR 

Ach, Videos für den Guilty Pleasure – toll? Restocking-Videos beispielsweise zeigen häufig Personen, die Lebensmittel oder Putzmittel in ästhetisch ansprechende Behälter umfüllen und anschließend fein säuberlich wegsortieren. Dabei entstehen zarte Klack-Geräusche, die gleichzeitig in die ASMR-Trend (kurz für „Autonomous Sensory Meridian Response“) fallen. Andere Videos zeigen einen minimalistisch-rustikalen Weg: keine fancy Behälter, Produkte komplett aufbrauchen und weniger Konsum. 
Völlig unterschiedliche Trends folgen Schlag auf Schlag aufeinander – manchmal sind sie auch eine Art Antwort auf einen vorangegangenen Trend (Restocking von Lebensmittelmassen – Underconsumtion).

Hey, aufwachen! Wir haben einen neuen Social-Media-Trend verschlafen

In den meisten Fällen ist es eher unangenehm, einen Trend zu spät mitzumachen. Das ist dann nicht mehr am Puls der Zeit, sondern ziemlich late to the Party. Die erzielte Aktualität und Modernität ist damit verpasst und ein gegenteiliges Bild entsteht.
Trends kommen und gehen. Bei dem aktuellen Ausmaß ist es fast unmöglich, neben dem normalen Arbeitsalltag alle Trends + laufenden Kampagnen zu betreuen. Da kann es schon mal passieren, dass der ein oder andere Trend untergeht und das ist in Ordnung
Bauen Sie daher auf ausgewählte Trends, die wirklich zu Ihrer 

  • Markenidentität,
  • Zielgruppe und
  • laufenden Kampagne passen.

„Die Frage, die sich Unternehmen stellen müssen, lautet: Welcher Ansatz passt besser zu meinen Zielen und Themen? Sollte ich auf die nachhaltige Stabilität von Evergreen Content oder auf die Vielseitigkeit und Aktualität von Trend-Inhalten setzen? Spoiler: Es ist eigentlich immer eine Mischung.“

Pia Jäger, Strategie bei auw

Best practice? Wie Aldi Nord Trends im Social-Media-Marketing umsetzt

Aldi Nord hat Social-Media-Marketing durchgespielt. Zumindest so gut wie. Spätestens seit der glorreichen „Werbung“ mit Profifußballer Florian Wirtz und seinem iconic Statement „Normale Kartoffeln auf die 1“ (und Aldis Antwort: „Besser wirtz nicht“? – fantastisch) sollte klar sein, dass Aldi genau weiß, was sie tut. 
Aldi Nord postet eine solide Mischung aus Influencer-Marketing, Trends (Jugendwort des Jahres 2024 „Aura“, Pumpkin-Spice-Latte-Rezepten, POVs und vielem mehr). Zielgruppenorientiert, aktuell, locker und passend zur eigenen Markenidentität.

Das 7-Schritte-Survival-Kit für Trends auf Social Media

Wenn Sie erfolgreich verschiedene Trends in Ihr Social-Media-Marketing einbinden wollen, gibt es ein paar Grundsätze:

1. Beobachten Sie Trends und analysieren Sie

Nutzen Sie die verschiedenen Tools, um aktuelle Trends zu identifizieren: Google Trends, BuzzSumo, Pinterest (Predicts) oder Social-Listening-Tools helfen. Sie können auch Ihre Konkurrenz analysieren und so wichtige Trends ausmachen.

2. Erstellen Sie relevante Inhalte zu den Social-Media-Trends 

Stop, wichtig – aufpassen! Arbeiten Sie nur mit Trends, die zu Ihrer Marke passen. Es bringt nichts, als Baumarkt die neueste Version eines Pumpkin Spice Latte nachzumachen. Erstellen Sie Inhalte, die die Bedürfnisse Ihrer Personas ansprechen. Bei einem  Baumarkt sind das vielleicht verschiedene DIYs, Tipps rund ums Heimwerken oder Upcycling-Ideen.
Wichtig ist dabei eine zielgruppenorientierte Ansprache. Auf Social-Media-Kanälen wie Instagram und TikTok sind die Menschen tendenziell jünger, während LinkedIn die Workforce anspricht. Bereiten Sie Trends so auf, dass Ihre Zielgruppe sie interessant findet.

3. Binden Sie Ihre Community in die Trends mit ein

Umfragen, Challenges und User-Generated Content: Erstellen Sie Umfragen oder Challenges, basierend auf aktuellen Trends. Fordern Sie Ihre Follower:innen auf, eigene Inhalte zu einem Trend zu erstellen. Teilen Sie diese auf Ihrem Kanal – so binden Sie Ihre Community mit ein.

4. Nutzen Sie Hashtags richtig

Hashtags sind ein Ding für sich. Je nach Plattform sind sie mal wichtiger, mal eher Deko am Bildschirmrand. 

  • Bei Instagram sollten Sie auf Hashtags verzichten.
  • Bei Pinterest fahren Sie mit ein bis zwei Hashtags pro Beitrag gut.
  • Bei TikTok sind Hashtags noch sehr relevant und sortieren die Posts.
  • Bei LinkedIn sollten Sie nicht mehr als fünf Hashtags verwenden.

Brand-Hashtags dagegen können eine aktuelle Verbindung zu Ihrer Marke erzeugen. User:innen können darüber mit Ihrer Marke interagieren und so für mehr Reichweite sorgen. Je nach Reichweite kreieren Sie so einen markenspezifischen Trend.

5. Das höchste Gebot bei Trends: schnell reagieren

Social-Media-Trends sind wie Eintagsfliegen – also fast. Trends leben von Schnelligkeit und ihrer Aktualität. Sie sollten deshalb spontan auf aktuelle Ereignisse oder virale Trends reagieren können, um von der hohen Aufmerksamkeit zu profitieren. Eine zu lange Feedbackschleife ist da hinderlich.
Ein guter Content-Plan ist deswegen nicht in Stein gemeißelt. Er lässt Raum für Flexibilität: Planen Sie Ihren Content so, dass Sie kurzfristig auf Trends reagieren können.

6. Influencer-Marketing: hot or not?

Die Arbeit mit Corporate-Influencer:innen kann Ihrer Marke eine größere Reichweite einbringen. Menschen verbinden sich in der Regel eher mit Menschen als mit einer Markenidentität. Zudem können Follower:innen zu Ihrem Marken-Account überlaufen. Steht Ihre Marke allerdings in zu intensiver Verbindung mit einem oder einer bestimmten Influencer:in und die Person beendet die Kooperation, kann die Trennung auch Einbrüche in der Follower-Zahl und Reichweite Ihrer Marke verursachen. 

7. Yay, Analyses again: Datenanalyse und Optimierung

Zahlen, Fakten, Tatsachen: Trends verlaufen spontan, fast willkürlich. Die richtige Entscheidung zu treffen, kann anfangs etwas herausfordernd erscheinen. Analysieren Sie Ihre Ergebnisse: Überwachen Sie die Performance Ihrer Trend-Inhalte. Beobachten Sie, welche Trends am besten funktionieren. Nutzen Sie die gewonnenen Erkenntnisse, um zukünftige Trend-Kampagnen gezielt zu verbessern.

Lernen Sie uns kennen!